Traumabonding - klingt doch wie ein schicker Outdoor-Sport oder? So etwas wie Bungee Jumping für die Seele. Doch statt Adrenalinkicks gibt’s tiefe psychische Wunden und statt einem sicheren Gurt festigt sich die Bindung zu jemandem, der emotional eher wie eine rostige Stahlschlinge um die Seele liegt. Willkommen in der Welt des Traumabondings in narzisstischen Beziehungen! Hier erkläre ich die Wissenschaft hinter diesem Phänomen, gebe einen humorvollen (und sarkastischen) Blick auf die Haken und Tücken, und lasse euch ein wenig hinter die Kulissen meiner eigenen Erfahrungen blicken.
Was ist Traumabonding überhaupt?
Traumabonding beschreibt eine intensive, emotionale Bindung zwischen einer Person und einem Misshandler - oft geprägt von einem stetigen Wechsel zwischen Lob und Kritik, Zuwendung und Zurückweisung. In narzisstischen Beziehungen werden diese extremen Gegensätze quasi zum Normalzustand. Wissenschaftlich lässt sich Traumabonding durch das Wechselspiel von Hormonen wie Dopamin und Cortisol erklären. Dieses Chaos im Hirn führt dazu, dass Betroffene am Ende gefühlt süchtig nach ihrem Peiniger sind. Wie so ein schlechtes Reality-TV, das man nicht aufhören kann zu schauen – nur deutlich schädlicher.
Und wenn man erstmal drin ist, dann kommt man da so schnell nicht wieder raus – so, wie man beim Binge-Watching am Ende auf Staffel vier festhängt und sich fragt, warum das alles eigentlich so quälend endlos ist.
Die Phasen des Traumabondings (oder: Ein Kurs in Manipulation 101)
Hier ist die Formel, die Narzissten perfekt beherrschen. Diese Phasen erzeugen das Trauma, an das wir uns dann so eng binden, dass wir fast nicht mehr ohne die Dramen in unserem Leben auskommen.
Love Bombing: Ja, hier fängt alles an. Der Narzisst überhäuft sein „Opfer“ mit Komplimenten, romantischen Gesten und dem Versprechen einer perfekten Beziehung. Persönlich kann ich sagen: Ich habe das volle Programm erlebt. Endlich jemand, der mir das Gefühl gibt, ich sei die Nummer Eins – das hatte was! Hier schleicht sich der erste Dopaminschub ein. Kurz darauf fiel allerdings schon das erste Mal der Satz „Aber du könntest doch auch…“. Ein erster kleiner Pfeil in die aufblasbare Traumwelt.
Abwertung und Kritik: Nach der Hochphase fängt es an zu bröckeln. Kritik kommt schleichend oder auch mal mit voller Wucht. Die erste Blume wird zur Anklage: „Warum stellst du das eigentlich da? Das ist doch gar nicht dein Stil.“ Es war, als hätte ich einen unsichtbaren Vertrag unterschrieben, der ständige Anpassung an einen anderen Willen forderte. Hier beginnen die Schuldgefühle und der verzweifelte Wunsch, die ursprüngliche „perfekte“ Version wieder zurückzubekommen.
Manipulation durch Gaslighting und Verwirrung: Gaslighting ist der Klassiker. Wenn man so oft hört, dass die eigenen Gefühle und Wahrnehmungen „übertrieben“ sind, dann glaubt man irgendwann tatsächlich, dass es an einem selbst liegt. Ein Teil von mir fragte sich schließlich tatsächlich, ob ich einfach zu anspruchsvoll sei oder zu viel hinterfrage.
„Entschuldigungen“ und scheinbare Wiedergutmachungen: Diese Phase gibt’s natürlich auch. Die seltenen, zuckersüßen Momente, in denen man sich fühlt wie früher – fast. Doch kaum hat man sich wieder sicher gefühlt, kommt die nächste Phase der Abwertung. Anstatt davon loszukommen, steckt man tiefer drin.
Warum bleiben wir? Die Wissenschaft hinter der Sucht
Der Körper reagiert auf diese Auf und Abs wie auf eine Achterbahnfahrt. Während die schönen Momente (die leider oft von kurzer Dauer sind) Dopamin und Serotonin ins Hirn pumpen, sorgen die häufigen Krisen und negativen Phasen für Stresshormone wie Cortisol. So entsteht eine Art „chemische Bindung“: Wir werden regelrecht süchtig nach dem High, das diese gelegentlichen Zuwendungen auslösen. Das ist nicht nur im übertragenen Sinne gemeint, sondern wortwörtlich: Es entsteht eine Sucht, nicht nur emotional, sondern auch körperlich, die sogar zu körperlichen Entzugssymptomen führt. Ich habe mal von einer ehemaligen Drogenabhängigen gelesen, die sagte, dass der Heroinentzug leichter war, als der nach toxischem Missbrauch.
Diese Dynamik wird besonders hartnäckig, weil das ständige Wechselbad der Gefühle unser Bedürfnis nach Stabilität und Bestätigung immer weiter anheizt. Wir halten fest an der Hoffnung, dass der Narzisst doch noch zur „besseren Version“ seiner selbst wird. Tatsächlich kann das Gehirn sich so daran gewöhnen, dass selbst das Leid in der Beziehung vertraut wird und paradoxerweise Sicherheit vermittelt – auch wenn es alles andere als gesund ist.
Im Klartext heißt das, je schwerer der emotionale Missbrauch, desto stärker der Traumabond.
Meine persönlichen Erfahrungen (und warum das Verlassen oft wie eine Entzugskur wirkt)
Ich erinnere mich an viele Versprechungen und Vertrauensspiele, die sich im Nachhinein als reine Täuschung herausgestellt haben. „Ich bin immer für dich da, wenn du etwas auf der Seele hast“, sagte er einmal, nur um mich später jedesmal zu ghosten, wenn es mir nicht gut ging, weil ihn meine Probleme gestresst haben. Oder "Ich bleibe extra monogam, weil ich niemanden außer dir brauche", während er längst eine andere hatte, die sich ebenfalls in einer monogamen Beziehung vermutete. Jede Enttäuschung zog mich noch tiefer in diesen Teufelskreis. Jedes Mal klammerte ich mich an die wenigen, kurzen Phasen, in denen er wieder den charmanten, liebevollen Menschen mimte, der ich am Anfang kennengelernt hatte.
Das Ende dieser Beziehung fühlte sich an wie eine Entziehungskur. Ich hatte das Gefühl zu sterben und sogar schwerste körperliche Entzugssymptome wie heftige Schmerzen. Die Tage, an denen ich auf ein Lebenszeichen wartete, schienen endlos, und die innere Leere kaum zu ertragen. Und dann noch das Gedankenkarussell, da man versucht, das alles zu verstehen, wo doch nichts einen Sinn zu ergeben scheint. Doch diese Entzugssymptome zeigen genau, wie stark diese emotionale Bindung durch Trauma und Manipulation verwoben war.
„Schluss mit Toxic“: Ein Kurs, der genau hier ansetzt
Ich arbeite seit Monaten daran, meine Erfahrungen und Hintergrundwissen in hilfreiche Module zu gießen, die in meinem Kurs „Schluss mit Toxic“ nun endlich Gestalt annehmen. Bis zur Veröffentlichung ist es aber noch etwas hin, da ich wirklich sehr in die Tiefe gehe. Hier geht es nicht nur darum, das Phänomen des Traumabondings zu verstehen, sondern vor allem darum, Wege zur Heilung zu finden und nie wieder in so einer Beziehung zu landen. Es hilft so sehr, wenn man all das versteht, was einem widerfahren ist und ich erlebe immer wieder, dass Menschen nach einer narzisstischen Beziehung einfach nicht weiterkommen oder es gar nicht erst hinaus schaffen. Die Antwort auf all den Wahnsinn wird man nicht von dem toxischen Expartner bekommen, sondern von der Wissenschaft und Psychologie dahinter. Und ja, es gibt einen Weg heraus – und ja, es braucht Mut und Unterstützung.